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VVV-Journal Nr. 154

VVV-Journal

Nr. 154

Beilage zur Wochenzeitschrift Rund um Boppard

Herausgeber: Verkehrs- und Verschönerungs-Verein Boppard 1872 e.V.
Text und Textzusammenstellung: Heinz Kähne • Fotos: Verena Nekham, Corneel Voigt, VVV-Archiv
3. März 2023


PDF (655)

Heinrich Weltmann: Leben in Villa Belgrano


Mit dem VVV-Journal Nr. 129 hat Jürgen Johann bereits die Geschichte des Gebäudes "Villa Belgrano" vorgestellt. Mit dem hier vorliegenden Journal wird der Versuch unternommen, das Gebäude mit "Leben zu
erfüllen". Schon bald nach der Fertigstellung der Villa wurde dort eingebrochen. Als Epilog sei diese
Geschichte aus der "Bopparder Zeitung" vom 26.07.1895 wiedergegeben: "Mit einer gewissen
Regelmäßigkeit, die einer besseren Sache würdig wäre, werden die Bewohner der Stadt, namentlich die der alleinstehenden Villen, durch Einbrüche beunruhigt. Wie vor 4 Wochen haben Diebe in der Nacht von
Mittwoch zu Donnerstag wieder zwei Villen in der Niederstadt Besuche gemacht, und zwar der Villa Belgrano und der unteren Villa Thonet. Wie bei dem Einbruch vor einigen Wochen den Dieben in der Villa von Frau Louise Mallmann reiche Beute zufiel, so war auch ihre letzte Arbeit von Erfolg begleitet. In Villa Belgrano
nahmen dieselben den Weg durch den Keller in der Waschküche, 13 Flaschen Bier und 8 Flaschen Wein
fielen ihnen in die Hände, in andere Räumlichkeiten zu gelangen, scheint den Dieben da nicht möglich
gewesen zu sein. Nachdem ein Teil der vorgefundenen Vorräte vertilgt wurde, fand man vier geleerte
Flaschen im Garten."

Heinrich Weltmann

Heinrich Weltmann (27.01.1849 - 12.01.1921) hat zwei Jahre vor seinem Tod eine Biografie verfasst, die
später von seiner Gattin und seinem Sohn Albert kommentiert worden ist. Diese kommentierte Biografie ist Fundament des hier vorliegenden Journals. Der aus dem niedersächsischen Wildeshausen (bei Cloppenburg) stammende Heinrich Weltmann verließ als 16-Jähriger seine Heimat Richtung Holland, wo er zum Kaufmann ausgebildet wurde. Als er dort nach rund dreieinhalb Jahren entlassen wurde und keine neue Arbeitsstelle fand, bewarb er sich in der päpstlichen Armee als Zuave. Nach positiver Rückmeldung reiste Heinrich Weltmann nach Rom. Dort erhielt er eine militärische Grundausbildung und wohnte in einer Kaserne. Gelegentlich traf er während seiner zweijährigen Dienstzeit im Vatikan sogar Papst Pius IX.
Ab 1870 arbeitete Weltmann erneut als Kaufmann in einer renommierten Tuchhandlung in den Niederlanden. Dort lernte er Stefan Esders kennen - eine schicksalhafte Begegnung. Esders und Weltmann wollten miteinander einen Neuanfang starten und ein eigenes Unternehmen gründen. Die Tuchhandlung "Esders und Weltmann" mit Standort in Brüssel hatte jedoch anfänglich Schwierigkeiten durch Anhäufung von Schulden. Der Umsatz war überschaubar. Erst durch die Idee, fertige Hosen ins Angebot zu nehmen und sonntags das Geschäft offenzuhalten, änderte sich die Lage. Bald darauf bereicherten Anzüge das Sortiment. Als nach drei Jahren das Geschäft gesichert erschien, heiratete Heinrich Weltmann Bertha Knagge aus Wildeshausen, die Tochter eines erfolgreichen Überseekaufmanns. Das Paar zog 1880 nach Brüssel. Das Unternehmen nahm einen starken Aufschwung und bald konnte man Filialen in Antwerpen, Hamburg und München eröffnen. Schließlich wagte Weltmann, ein eigenes Geschäftshaus in Berlin errichten zu lassen (1880/81). Das Geschäft in Berlin brachte reichlichen Gewinn.
Als auch Esders sich nach Berlin orientierte und Weltmann damit ein sehr solventes Konkurrenzunternehmen fürchtete, bot er sein Berliner Unternehmen Esders zum Kauf an. Mit einem Teil des Verkaufserlöses erwarb Weltmann dann Villa Belgrano, ohne sie vorab besichtigt zu haben.

Weltmann kommt nach Boppard

Seine Ankunft in Boppard beschreibt Heinrich Weltmann in seiner Biografie:

"Am 30. Dezember 1900 abends fuhr ich mit meiner Familie ab von Berlin nach Boppard a/Rh., wo ich eine Villa gekauft hatte. Der Abschied von Berlin wurde mir überaus schwer. Wir hatten noch ein Abschiedsmahl in Hackerbräu: Esders, meine Frau, die Kinder, zwei Mädchen und ich. Ich mußte aber aufstehen und herausgehen und noch einmal mein selbstgegründetes Geschäft sehen. Da sah ich es denn von außen in voller Beleuchtung. 28 Bogenlampen, 150 Glühlampen und in vollem Betriebe. Jetzt war alles aus. Die treue Kundschaft, die Anhänglichkeit des Personals, der reiche Gewinn. Der Kopf war mir zum Platzen.
Endlich fuhren wir zum Potsdamer Bahnhof. Esders fuhr mit und dankte mir gerührt für die Überlassung, und dann fuhren wir ab über Gießen, wo wir umsteigen mußten. Der Bahnhofsvorsteher; telegrafisch benachrichtigt, hatte uns schöne Plätze reserviert, und in Koblenz bekamen wir sogar erster Klasse. In Boppard empfing uns an der Station Herr Pastor Paulus (Anm. den Heinrich schon von Brüssel her kannte, als Paulus während des Kulturkampfes Erzieher des Prinzen von Ahrenberg war) ferner der bisherige Verwalter der Villa Belgrano und der Wirt des Hotels "Zum Hirsch", wo wir Zimmer bestellt hatten.
Wagen standen bereit und sie fuhren uns zum Hotel, wo wir wohnten, bis zur Ankunft unserer Möbel. Nachdem wir uns restauriert hatten, begaben wir uns zu unserem neuen Heim. Der Verwalter mit Frau und Töchterchen empfing uns an der Ehrentreppe mit Bouquet und Willkommensspruch. Wir besahen uns das Haus und kehrten dann zum Hotel zurück. Jetzt hätte ich eigentlich recht glücklich und zufrieden sein müssen. Besitzer einer der schönsten Villen, schloßähnlich, mit schönem Park, 52 Jahre alt und drei Millionen Mark Vermögen. Was fehlte mir noch? Es ist ein Zeugnis, daß ich irdische Güter zu unserem Glück nicht genügen. Unser Glück können wir nur in Gott finden, das habe ich nach und nach erfahren."

Alltag in Villa Belgrano

In den Jahren 1901 - 1907 wohnte Heinrich Weltmann als Rentner mit seiner Familie in Boppard.  In dieser Zeit lebte die Familie auf großem Fuße und passte sich dem Frohsinn und der heiteren Lebensweise der rheinischen Bevölkerung nach Möglichkeit an. In diese Jahre fallen auch die Hochzeiten der ältesten Töchter.
Weltmann wurde unmittelbar nach seiner Ankunft in Boppard Mitglied im Verschönerungsverein und war dort auch in Vorstandsangelegenheiten aktiv bis zu seinem Wegzug 1907.
Anna, die älteste Tochter, studierte Philologie in Berlin und Münster, aber die zweite, Maria, war bereits aus den Pensionaten in England und Frankreich zurückgekehrt und half der Mutter fleißig im Haushalt. Sie heiratete am 15.01.1903 den praktischen Arzt Dr. Grothe zu Boppard, (gebürtig aus Lichtenau bei Paderborn).
Im Jahre 1906 heiratete Tochter Josefine den ältesten Sohn von Heinrich Weltmanns ehemaligen Geschäftsteilhabers Esders, den Bernard Esders aus Wien. Im selbigen Jahre heiratete Tochter Agnes den Brauereibesitzer Dr. jur. Arnold Cremer aus Dortmund.
Außerdem feierten die beiden Eltern Weltmann ihr silbernes Ehe-Jubiläum im Jahre 1905. Alle diese Feste wurden sehr feierlich begangen und die Bopparder Bevölkerung beteiligte sich sehr lebhaft daran. In Boppard wurden dem Ehepaar Weltmann noch zwei Kinder geboren, nämlich Elisabeth am 25.10.1902 und Hans am 18.06.1905 (Sechs Wochen vorher hatte Maria, die ja in Boppard wohnte, ihr zweites Kind bekommen. Das erste war leider kurz nach der Geburt gestorben).
Aber auch die anderen mittlerweile verheirateten Schwestern bekamen Kinder und fanden sich gern mit ihren Kindern im Sommer im Elternhause ein, wo es an nichts fehlte und wo die Kinder gemeinsam beaufsichtigt wurden. So kam es, dass die Speisetafel meist recht groß war. Es war z.B. keine Seltenheit, dass ohne besonderen Anlass 25 Personen am Tisch waren (Die Kinder natürlich mitgerechnet). Es ist klar, dass dabei allerhand verkonsumiert wurde. Die Familie Weltmann bezog zum Beispiel ein rheinisches Fuder = 1000 Liter naturreinen Rotwein als alltäglichen Tischwein vom Pfarrer zu Osterspai.
Dieses Fuder wurde selbstverständlich ausgetrunken. Daneben war im Weinkeller noch eine Wand mit Flaschenwein und Sekt bestückt.
Dabei wurde auf schärfste Disziplin gehalten. Jeden Morgen musste alles, was Beine hatte zur Kirche. Wer von den Kindern nicht zur Schule ging oder der Mutter im Haushalt half, musste sich dem Vater zum Spaziergang anschließen (Böse Zungen behaupten, es sei immer derselbe Weg gewesen). Der Vater achtete darauf, seinen Kindern bei den Spaziergängen wie bei den Mahlzeiten seine Lebenserfahrungen zu übermitteln, und es durfte deswegen weder bei den Spaziergängen noch bei Tisch Unsinn geredet werden, und wer dabei erwischt wurde, musste seinen Unsinn mit lauter und vernehmlicher Stimme vor aller Ohren wiederholen. Überhaupt hatte der Vater das Führerprinzip mit unvergleichlicher Energie durchgesetzt. War aber einmal in den Ferien ein Regentag und der tägliche Spaziergang über den "Rauhen Berg" und die "Große Schneise" konnte nicht stattfinden, dann wurde eifrig Musik gemacht, sehr zum Leidwesen des Vaters, der von Musik nur dann etwas hielt, wenn man danach marschieren kann.
Das kürzlich eröffnete Bopparder Gymnasium hatte folglich noch keine pädagogische Tradition und so zweifelte das Ehepaar Weltmann die Tauglichkeit dieser Schule stark an. Weltmann formuliert:

"Wir waren um unsere beiden Söhne Franz (geb. 1896) und Albert (geb. 1898) besorgt, ob es wohl geraten sei, sie dem Gymnasium Boppard anzuvertrauen, wo es manch schlechte Elemente gab und auch das Lehrerkollegium kein Zutrauen einflößte. Ich fragte dann Franz und Albert [die beiden Jungen waren da 9 bzw. 11 Jahre alt], ob sie nicht Lust hätten, nach Sittard zu gehen, wo die Jesuiten mehr Hoffnung boten, sowohl in religiöser als auch in privat-schultechnischer Beziehung wegen der steten Überwachung. Die beiden Jungen waren gern bereit, und so zogen sie denn nach den Herbstferien 1907 mit dem begleitenden Pater und den anderen Schülern von Köln, wohin ich sie begleitet hatte, ab nach Sittard."

Durch die Verheiratung von drei Töchtern und die Abwesenheit zahlreicher Kinder war das sehr große Haus sukzessive entvölkert. Heinrich war nicht genügend beschäftigt und angeregt, zudem waren die Kommunalsteuern in Boppard sehr hoch.
Weltmanns verließen Boppard, die Villa Belgrano blieb aber zunächst noch im Familienbesitz. Weltmann schreibt:

"Uns wurde der Aufenthalt in Boppard nun leid, und wir zogen nach einer vorhergehenden Entdeckungsreise am 01.10.1907 nach Cannes, wo wir auf der Route de Grasse die kleine Villa Guillaume Georges gemietet hatten.

Leben in Kriegszeiten

Weltmanns kamen nur punktuell kurzzeitig zurück. Erst 1915 verweilten sie noch einmal eine längere Zeitspanne in Villa Belgrano. Weltmann notiert über diesen Aufenthalt:

"Am 15, April kamen wir wieder nach Boppard, wo inzwischen unsere Möbel aus Brüssel angekommen waren. Das war im Jahre 1915. Wir lebten nun ruhig weiter in (der Villa) Belgrano bis sich im Jahre 1916 der politische kriegerische Himmel wieder bewölkte.
Im Winter 1916 standen die Mittelmächte militärisch auf der Höhe. Im Dezember machte der Deutsche, wie auch der Österreichische Kaiser ein Friedensangebot an die Ententestaaten, welches jedoch von diesen unbeantwortet blieb.
Auch wurden die Nahrungsmittel immer knapper, und so kam uns der Gedanke, uns in Sicherheit zu bringen. Am 12.02.1917 fuhren Mama und ich nach Visbek. Josef war in Münster bei Gretchen Jacobi. Wir bleiben in aller Ruhe und guter Ernährung 2 ½ Monate bei Karl Mensing, wo kurz vor unserer Abreise Josef zu uns kam, nach Gretchens Schreiben, weil er Sehnsucht nach uns habe, in Wirklichkeit aber, weil ihre Nahrungsmittel knapp wurden.
Die Ernährung in Boppard war so kümmerlich, daß Frl. Wilhelmine Spiekermann aus Altenberge b/Münster engagiert wurde. Als Bauerntochter hatte sie für die Ernährung Sorge zu tragen.
Wir gingen zu Stürmann nach Wildeshausen, wo wir vorzüglich ernährt und bequem logiert waren. Die Witterung war prachtvoll, und wir verlebten zu Dritt schöne Tage. Am 15. Juni 1917 siedelten wir wieder über nach Boppard, wir hamsterten fleißig, wobei Frl. Spiekermann auf den Preis gar nicht sah.
Wir hatten eine schöne Obsternte und machten fleißig ein. Zucker war im Schleichhandel wohl zu haben, aber sehr teuer. Das Pfund 3-4 M, Speck bis zu 20,- M."

Diese Darstellungen erregen den Anschein, als hätte der Eherpaar Weltmann sich auf Grund ihres Vermögens Vorteile verschafft, die anderen, weniger bemittelten, nicht erreichbar waren. Dem war aber nicht so. Der Sohn Albert ist z.B. während seines achttägigen Weihnachtsurlaubes 1916 nicht ein einziges Mal satt geworden. Auch ist die eigentliche Todesursache Heinrich Weltmanns eine Bruchoperation gewesen, die durch Unterernährung hervorgerufen worden war. Heinrich hielt sehr darauf, genau nach der (Lebensmittel-)Karte zu leben, und die Kinder mussten ihn manchmal gewaltsam Nahrungsmittel aufnötigen.
Weltmann klagt über die Situation:

"Die Spiekermann, die hysterisch und krankhaft war, mußten wir entlassen, nachdem sie schon zu ihrer Erholung 1918 drei Monate zu Hause gewesen war: Die Kündigung erfolgte im Mai. Für 800,- M, Schwein und Mehl haben wir jetzt noch nicht erhalten, obwohl die Sachen 1917 im Dezember bezahlt worden sind.
Mama hat den Haushalt mit zwei Mädchen geführt: Lucia und Lena. Georg, Franz und Albert waren im Felde, Hans in Sittard. Nahrung und Heizung war genügend vorhanden. Aber der Krieg wurde immer heftiger und grausamer. Bomben wurden auf Koblenz, Köln, Düsseldorf, Trier, usw. geworfen, und nach beispiellosen Siegen, nachdem im Osten der Feind geworfen und große Verstärkungen von dort nach der Westfront geworfen waren, kam die Katastrophe doch näher. Bulgarien kapitulierte und die Türkei ebenfalls. Und schließlich konnte Österreich nicht mehr. Wir machten uns zur Abreise bereit. Wir sandten erst einen Möbelwagen, dann einen zweiten nach Wildeshausen. Einen Teil unserer Möbel brachten wir im Zell'schen Hause in Boppard unter. Am 2. November 1918 fuhr ich mit Josef ab über Dortmund, wo wir überaus freundlich bewirtet wurden. Dann weiter über Münster, wo wir eine Nacht bei Gretchen wohnten, und dann weiter nach Wildeshausen, wo wir einige Tage bei Stürmann wohnten, und dann nach Visbek übersiedelten, nachdem auch der zweite Möbelwagen glücklich eingetroffen war. Mama war nach unserer Abreise noch einige Tage in Belgrano geblieben, um mit Lucia und der Waschfrau die letzten Tätigkeiten auszuführen, damit Belgrano ganz ausgeräumt sei, und dann fuhr sie ab mit dem letzten Zug über Dortmund nach Visbek.
In Wildeshausen erfuhren wir den Zusammenbruch, die Meuterei der Matrosen in Kiel und in Wilhemshaven, der Sturz der Regierung, die Flucht des Kaisers, der Waffenstillstand, Rückzug der Deutschen Armee, überall die Pöbelherrschaft, die Zuchtlosigkeit der Soldateska usw. Mittlerweile waren wir von Visbek nach Wildeshausen im Dezember übergesiedelt und wohnten jetzt in einer Dachwohnung ganz zurückgezogen von der Welt, ruhig und zufrieden."

Kurz nach Beendigung dieser Niederschrift musste Heinrich, der durch die Unterernährung des Krieges mehr als andere gelitten hatte, sich einer Bruchoperation in Bremen unterziehen. Die Operation verlief glücklich. Nach Wildeshausen zurückgekehrt, legte er sich als bald zu Bett. Nach einiger Zeit wurde er ins Katholische Krankenhaus überführt. Hier nahmen seine Kräfte langsam ab. Täglich vormittags und nachmittags besuchten ihn seine Angehörigen, er merkte seine Kinder nacheinander alle an sein Krankenbett, um ihn noch einmal zu sehen. Nach 5 Monaten waren seine Kräfte völlig verbraucht, und mehrfach versehen mit den hl. Sterbesakramenten starb er ruhig und Gott ergeben in der Nacht vom 11. - 12. Januar 1921, während die wachhabende Schwester mit ihm den Rosenkranz betete.
Heinrich hinterließ bei seinem Tode seine Frau, 12 Kinder, 20 Enkelkinder und 6 Schwiegersöhne. Er wurde auf dem Friedhof in Wildeshausen beerdigt, wo auch schon sein Vater und seine Mutter ruhten.
Und zu Schluss noch eine Anekdote: Franz Weltmann, ein Sohn von Heinrich, besuchte im hohen Alter nach vielen Jahren noch einmal die Villa Belgrano. Seine Finger glitten über den Holzrahmen einer großen Tür im Erdgeschoss, bis seine alte Hand ein kleines Loch fand, und er bemerkte zu seiner Schwester, die ihm begleitete: "Du, Antonie schau mal hier ist immer noch das Loch, wo ich 1909 mit der Pistole als Lausbub reingeschossen habe; es ist immer noch nicht ausgebessert worden!"
Gut 100 Jahre nach dieser vermutlich sehr aufregenden Episode aus dem Leben des Lausbuben Franz ist die Villa Belgrano wieder mit Leben gefüllt: Das Gebäude dient der Kommunal-Akademie Rheinland-Pfalz inzwischen als Tagungshaus und bietet Mitarbeitern aus der Kommunal- und Landesverwaltung, ehrenamtlichen Mandatsträgern sowie interessierten Bürgern eine Vielzahl von Seminaren in einem breiten Themenspektrum. Mit einer guten Portion kriminalistischem Spürsinn und ein wenig Feingefühl könnte es gut sein, die von Franz Weltmann beschriebene Stelle heute noch an einer alten hölzernen Schiebetür im Erdgeschoss zu finden. Und wenn es sich dabei tatsächlich um das entsprechende Einschussloch handeln sollte, so ist diese Stelle inzwischen doch ausgebessert worden.



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