Journal Nr. 129
Beiträge zur Geschichte der Stadt Boppard
Villa Belgrano
Historie einer stadtbildprägenden einstigen Sommerresidenz
Herausgeber: Heimatkundlicher Arbeitskreis des Verkehrs- und Verschönerungs-Vereins Boppard
Text: Jürgen Johann
Fotos: Gabriele Schmidt-Emmel, Burkhard Höhlein, Jürgen Johann
November 2016

Mit der Fertigstellung der Villa Belgrano im Jahre 1891 wird diese auf obiger Zeichnung für die Nachwelt verewigt.
Zu den prachtvollsten Gebäuden im Bopparder Stadtgebiet zählt sicherlich die prunkvolle Rheinvilla am Einmündungsbereich der Unteren Fraubachstraße in die Rheinallee. Hier präsentiert sich dem Betrachter mit der „Villa Belgrano" eine repräsentative zweigeschossige Gartenvilla in den Formen spät-historischer Neurenaissance aus gelbem Ziegelblender und rotem Backstein. Die reiche Sandsteingliederung mit Giebeln, Balkonen und einem Portikus zum Rhein prägen die aus den frühen 1890er Jahren nach den Plänen des Architekten und Baumeisters August Heins innerhalb einer Parkanlage errichtete Rheinvilla.
Gemeinsam mit weiteren stadtbildprägenden Bauten manifestiert die Villa Belgrano ein beredtes Zeugnis des künstlerischen Schaffens und der historischen Architektur des auslaufenden 19. Jahrhunderts am Mittelrhein.
In ihrer zwischenzeitlich über 125-jährigen Historie hat das Areal der Villa Belgrano – erfuhr mitsamt Parkanlagen am 13. Februar 2001 die förmliche Unterschutzstellung als Kulturdenkmal – eine Reihe von Eigentümerwechseln vollzogen, regelmäßig verbunden mit den unterschiedlichsten Nutzungsänderungen. Es sollte sich daher lohnen, mit einem ausgiebigen Blick in die Vergangenheit Näheres zur Historie dieses Schmuckstücks an der Bopparder Rheinpromenade zu erfahren. Hierbei wird bewusst ein besonderer Schwerpunkt den Gründerjahren der Villa gewidmet.
Die frühen Jahre
Auch die Villa Belgrano dokumentiert ein herrliches Relikt aus den Blütejahren der örtlichen Unternehmerfamilie Mallmann, aus deren Stamme um die Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Söhne auswanderten, um in der Ferne berufliche Karrieren aus unterschiedlichem Gebiet zu erleben, ohne jedoch darüber ihre zeitlebens geliebte Heimatstadt zu vergessen.
Hierzu zählt auch Franz Mallmann (geboren am 20. Mai 1846 in Boppard), der 1867 einem Ruf seines bereits im Jahre 1851 nach Argentinien ausgewanderten Onkels Fritz Mallmann folgt und von Bordeaux aus auf ein Dampfschiff Richtung Buenos Aires einschifft.
Wer ist dieser durchaus wagemutige Franz Mallmann? Nach dem Besuch des Gymnasiums in Sinzig absolvierte er eine Lehre im Bankhaus Seligmann in Köln. Zu seinen hochgelobten und stetig geförderten Talenten gehören neben seiner mathematischen Begabung auch eine gestochen schöne Handschrift.
Von Köln aus zieht es ihn nach Paris als Volontär zum Bankhaus „Comptoir d’Alsace“. Anfang 1867 beruft ihn der Vetter seines Vaters, Emilie de Mallmann, in das Pariser Haus der Firma Mallmann & Cie. mit der Aufgabe, das Büro in Buenos Aires zu übernehmen. Hier führt ihn sein Onkel Fritz in die dortigen Geschäfte ein und scheidet altersbedingt im Jahre 1872 aus dem Bankhaus aus, um in seine Heimat zurückzukehren. Fortan leitet Franz Mallmann alleine das Unternehmen. Im November 1875 bezieht der „heimkehrende" Onkel Fritz Mallmann seine neu errichtete „Weiße Villa" in Boppard am heutigen Kreuzweg.
Auf dem Höhepunkt des beruflichen Erfolgs in Südamerika beauftragt Franz Mallmann im Jahre 1888 seinen Schwager August Heins (er hat die Schwester Anna Mallmann geehelicht), einen überregional erfolgreichen Architekten und Baumeister, mit der Planung einer angemessenen Sommerresidenz in Boppard. Franz Mallmann erwirbt in der Niederstadt von Boppard zunächst einen rund 200 Quadratruthen großen Weinberg in der Leiergasse; das entspricht in etwa einer Fläche von 2800 qm. Als Kaufpreis reicht die Größe dieses Areals noch nicht, und er lässt weitere umliegende Flächen hinzukaufen. So erwirbt er auch im Juli 1889 die damals rund 75 qm große städtische „Hintergasse", um als Gegenleistung dafür eine breite Zufahrtsstraße zum Rhein hinzubauen, die heutige Kaiser-Otto-Straße. Letztlich werden neben der einstigen Villa Somborn – deren Abbruch erfolgt im Jahre 1891 – noch zwei kleinere Winzerhäuser angekauft und abgerissen, sodass für das geschlossene Areal einschl. der vorhandenen Häuser insgesamt rund 150 000 Goldmark gezahlt werden.
Nach Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung am 5. November 1889 zur eingereichten Bauplanung nebst Parkanlagen wird das Straßenbild in der sog. Niedersburg verändert und eine neue Bauflucht entlang des Rheines festgelegt. Nun kann Architekt und Baumeister August Heins Anfang 1890 mit der Umsetzung des Baukomplexes „Villa Belgrano" beginnen.
Bereits Ende 1890 wird auf dem Giebel des Bauvorhabens eine Rittergestalt mit Blickrichtung Rhein aufgestellt. Das von Mutter Anna Mallmann organisierte Richtfest gestaltet sich zu einem honorigen Treffen der örtlichen gehobenen Gesellschaft. Rechtzeitig zur Fertigstellung der Villa Belgrano im Herbst 1891 ist auch die von Joseph Theodor Mallmann, dem Erbauer des etwas weiter rheinabwärts gelegenen „Königshauses", gestaltete Parkanlage weitestgehend angelegt.

Die Villa Belgrano auf einem Kartengruß aus dem Jahre 1903.
Es ist der Eigentümerfamilie Franz Mallmann nur wenige Sommer vergönnt, in ihrer herrlichen Bopparder Rheinvilla die Schönheiten des Oberen Mittelrheintals erleben zu dürfen. Die Übersee-Schiffsreisen dauern stets doch sehr lange und machen insbesondere den kränklichen Kindern jedes Mal sehr zu schaffen. Dies führt dazu, dass Franz Mallmann neben dem argentinischen Personal auch eine südamerikanische Kuh mitreisen lässt, um den Kindern während ihres langen Auslandsaufenthalts die gewohnte Milch bieten zu können. Die sich etwa ab 1894 anbahnende Weltwirtschaftskrise mit sinkendem Wechselkurs erschwert zunehmend die Geschäfte zwischen Europa und Südamerika und lässt die bis dato gewohnten Geschäftsrenditen dahinschwinden. Alle Versuche, zuletzt im November 1897, die Pariser Geldgeber davon zu überzeugen, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse in Argentinien, anders als in Paris angenommen, zu bewerten seien und das Geschäftshaus sich auch künftig auf den dortigen Märkten werde behaupten können, fruchten nicht. Längst ist die Liquidierung der südamerikanischen Unternehmungen eine auf höchster Ebene beschlossene Sache. Franz Mallmann sieht sich Anfang 1898 in der schwierigen Verpflichtung, in der argentinischen Hauptstadt das unvermeidbare Liquidationsverfahren abzuwickeln. Hierbei fällt auch die Bopparder Villa Belgrano in die Konkursmasse und ist damit für die Familie Mallmann verloren.
Um die Jahrhundertwende
Die örtliche Presse vermeldet die am 18. Mai 1898 vollzogene Zwangsversteigerung der Villa Belgrano samt 7.200 qm großem Gelände. Den Zuschlag erhält für 115 000 Mark ein Herr Eich aus Köln, wobei in der Konkursmasse auch ein Tonet’sches Himmelbett mit einem Taxpreis von 1 000 Mark aufgelistet ist. Das weitere Inventar der Villa Belgrano ist Gegenstand einer für Montag, 18. Juli 1898, angesetzten „Großen Zwangsversteigerung des herrschaftlichen Mobilars der Villa Belgrano zu Boppard gegen Baar".
Im Adressbuch des Jahres 1900 sind als Bewohner der Villa ein Herr Berg, Direktor der Märkischen Bank in Bonn, und dessen Gärtner Wilhelm Baumgarten angeführt. Am 1. März 1903 berichtet die „Bopparder Zeitung" von einer erneuten Zwangsversteigerung des Gesamtareals. Diesmal erhält ein betuchter Rentier namens Heinrich Weltmann (1849–1911) aus Brüssel für 144.000 Mark den Zuschlag. Er nimmt in Boppard seinen Wohnsitz und wird 1904 in die Bopparder Stadtverordnetenversammlung gewählt, der bis zu seinem Wegzug aus Boppard im Jahre 1909 angehört. In den Jahren 1902 bis 1906 agiert er zudem ehrenamtlich als Vorstandsmitglied des Bopparder Verschönerungsvereins. Mit Gattin Berta Anna geb. Knagge (1859 - 1940) hat Heinrich Weltmann insgesamt zwölf Kinder.
Das örtliche Adressbuch des Jahres 1908 listet die Familie Heinrich Weltmann gemeinsam mit Julius Goesen, Appellationsgerichtsrat, und dessen Gattin Maria als Bewohner der Villa Belgrano (damals Untere Rheinallee 30) auf. Die Familie verlässt im Oktober 1909 – vollkommen überraschend – ihre Bopparder Wahlheimat, wobei als künftiger Lebensmittelpunkt Brüssel angegeben wird. In der belgischen Hauptstadt beantragt Heinrich
Weltmann am 18. August 1909 die Entlassung aus dem preußischen Staatsverband, um im Alter von nunmehr sechzig Lebensjahren den mutigen Schritt einer förmlichen Auswanderung zu beschreiten. 1911, gerade mal zwei Jahre später, verstirbt Heinrich Weltmann in Australien. Von Juni 1910 bis August 1913 betreibt der Bopparder Hausarzt Dr. Karl Grothe, der mit Tochter Maria verheiratete Schwiegersohn von Heinrich Weltmann, in der Villa Belgrano seine Arztpraxis. In einem weiteren Bopparder Adressbuch, diesmal aus dem Jahre 1927, sind ein Dr. Josef Würth, Bankdirektor a. D., gemeinsam mit seiner Pflegerin Anna Schneider als Villa-Bewohner angeführt.
"Drittes Reich" und unternehmerische Schaffenskraft der Nachkriegsjahre

Am Dienstag, 10. Juli 1945, verkündete die einrückende französische Besatzung die sofortige Beschlagnahme der Villa Belgrano. Hierbei befindet sich fortan für die nächsten Jahre die rund um die Uhr bewachte französische Kommandantur.
Bereits in den frühen 1930er Jahren hat die Villa Belgrano viel von ihrer einstigen Herrlichkeit verloren. Das längst unbewohnte Areal bietet einen traurigen Anblick, hat doch die französische Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg deutliche Spuren hinterlassen. Mit Willi Mauer, Jahrgang 1912, erwirbt ein aus dem Saarland stammender visionärer Unternehmer den Gesamtkomplex im Jahre 1938. Ein von ihm im November 1940 eingereichter Bauantrag zwecks Anbaus einer Garage neben dem Villengebäude wird von den Bopparder Stadtverordneten mit Hinweis auf das in dieser Zeit bestehende reichsweite Neubauverbot abgelehnt. Die besonderen Verhältnisse der Kriegszeit verhindern auch jegliche weitere Umsetzungsbemühungen der von dem Eigentümer avisierten unternehmerischen Aktivitäten. Das Areal „dümpelt" vor sich hin! Mit der Übernahme der Verwaltungshoheit von den amerikanischen weiteren Besatzern beschlagnahmten die Franzosen kurzerhand neben zahlreichen weiteren Gebäuden im Stadtgebiet auch die Villa Belgrano und errichteten hier den Sitz der örtlichen Kommandantur.

Nach Kriegsende erinnert sich Willi Maurer seiner „noch in der Schublade" ruhenden unternehmerischen Planungen und gründet zum 17. August 1949 die Fa. REI-Chemie mit Verwaltungssitz Boppard, Villa Belgrano. Das Universal-Reinigungsmittel REI, das zunächst wegen der angepriesenen zahlreichen Nutzungseigenschaften vielfach nur ungläubig beschmunzelt wird, entwickelt recht schnell marktführende Qualitäten und bereichert mit Herzpunkt-Pharma – einem weiteren Beispiel aus der
Maurer’schen Angebotspalette – ungemein das Gefüge des Bopparder Wirtschaftslebens in früher
Nachkriegszeit und den sich anschließenden sog. Wirtschaftswunderjahren. Im Jahre 1965 veräußert Willi Maurer, inzwischen frisch gebackener Burgherr der Rheinburg Gutenfels (Kaub), die REI-Werke an den weltweit agierenden amerikanischen Konzern Procter & Gamble und verzieht in deine Schweizer Prachtvilla nach Meggen bei Luzern, von wo er auch sein erfolgreich agierendes weiteres Firmenimperium managt. Zum veräußerten Firmenvermögen zählt auch die Villa Belgrano, welche die Käuferin im Rahmen des Vertragspakets mit übernimmt. Besondere unternehmerische Aktivitäten werden jedoch in Boppard nicht geboten. Recht schnell wird daher von Procter & Gamble auch der baldige Weiterverkauf der Bopparder Immobilie erwogen.
Willi Maurers Produktionsstätten in Boppard und Koblenz dienen kurzzeitig auch seinem jüngeren Bruder Dr. Heinz Maurer (1912–2016) zu bahnbrechenden Forschungen zur Erstellung einer seifenfreien Waschemulsion. Der Grundpfeiler für dessen später weltweite unternehmerische Erfolge mit einer breiten Palette hautschonender „Sebamed-Produkte" ist gelegt.
Weiteres "Goldene Jahre"
Äußerst erfolgreich agiert in den 1950er Jahren der mittelrheinischen Kleinstadt Boppard auch die am 26. April 1950 von Dr. Otto Achilles, Dr. Josef Kaiser und Direktor Rudolf Landgraf ins Leben gerufene Kurbetriebsgesellschaft mbH.
Boppard reift zu einem überregional bekannten Kneipp-Kurort, und die kompetente örtliche Physiotherapie nach den Lehren des weltbekannten Wasserdoktors Sebastian Kneipp lockt zahlreiche Patienten an den Mittelrhein. Neben vielen weiteren Stationshäusern erwirbt das Unternehmen im September 1969 auch das jetzt unter der Anschrift Untere Fraucbachstr. 2 firmierende Betriebsareal der Fa. Procter & Gamble, welches zunächst einen nutzungsgerechten Umbau erfährt.
1971 wird das Haus Belgrano als Klinik für physikalisch-diätische Therapie mit 70 Betten, modernsten Badeeinrichtungen und Behandlungsräumen sowie einem Schulungstrakt der Kneipp-Gesundheitsschule eröffnet. Das offizielle Gütesiegel "Kneipp-Heilbad" wird Boppard am 1. Dezember 1976 vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten zu einer Zeit zugestanden, als sich aus unterschiedlichsten Faktoren der schleichende Niedergang der zwischenzeitlich von Dr. Bernhard Kurbetriebsgesellschaft zumindest für Kenner der Materie bereits abzeichnet.
Das Stammhaus St. Ursula wechselt 1987 seinen Besitzer, die Schule schließt im Herbst 1990 ihre Pforten, die Kur- und Rehabilitationsklinik mit dem im Februar 1996 neu gebauten Bewegungsbad entlässt ihre letzten Patienten im März 1997. Eine einstmals blühende Ära ist mutmaßlich für alle Zeiten zu Ende. Im August 1997 wird die letztlich nicht zu vermeidende Insolvenz der Kurbetriebsgesellschaft mbH vollzogen.
Neues Leben im jungen Jahrtausend
Nach weitergehender Räumung der Betriebsgebäude und Verwertung des noch brauchbaren Inventars durch die Hauptgläubigerin, einer in Lübeck ansässigen insolvenzbetreibenden Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, setzt in den auslaufenden 1990er Jahren die trostlose Zeitspanne einer sorgenvollen Tristesse ein. Jegliches Leben ist dem Villa Belgrano-Areal entschwunden; das leerstehende Gebäude verwahrlost und wird wiederholt ein Opfer von Vandalismus. Die einstmals so gepflegte Parkanlage verwildert. Wortmeldungen von einem "touristischen Schandfleck an Boppards Flaniermeile" machen die Runde. Der Anblick vermittelt dem Betrachter ein Gefühl der Traurigkeit, der Trübseligkeit und des Jammers.
Nach der Jahrestausend Wende keimen Hoffnungsschimmer zur Verbesserung der Gesamtsituation auf, entwickelt doch die über 700 Jahre alte örtliche Stiftung Hospital zum Heiligen Geist ein - zunächst geheim gehaltenes - Nutzungskonzept und zeigt Interesse am Eigentumserwerb. Tatsächlich gelingt es der Stiftung, das Objekt im Termin am 20. Dezember 2001 beim Amtsgericht St. Goar zum Preis von zwei Millionen Deutschen Mark zu ersteigern.
Allerdings zeigt sich recht schnell, dass sich der angedachte Umbau zwecks Errichtung eines Seniorenheims insbesondere aus Kostengründen in der denkmalgeschützten Villa nicht rentabel verwirklichen lässt. Weitere Jahre verstrichen, ohne dass irgendwelche Aktivitäten, "rund um Belgrano" erkennbar sind. Der stetige Verfall setzt sich fort!
Vorübergehend steht zwischen 2004 und 2009 die untere Etage der Villa Belgrano dem Kunstverein Mittelrhein e.V. (KM 570) insbesondere für Ausstellung zeitgenössischer Kunst mietfrei zur Verfügung. Erst im Jahre 2009 wendet sich durch glückliche Fügungen und ausgereifte Planungen des Stiftungsvorstandes das Blatt:
Der auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für ein Seminargebäude zwecks Fortbildung von Mitarbeitern rheinland-pfälzischer Kommunalverwaltungen befindliche Gemeinde- und Städtebund, Mainz, wird in Boppard fündig und erwirbt im Frühjahr 2009 das Villengebäude mitsamt einer kleineren Teilfläche. Schon im Juli d.J. beginnen die mit Mitteln des Landes-Konjunkturpaketes geförderten umfangreichen Umbauarbeiten, wobei die im Haus vorhandenen verschiedenen Stilelemente in sachlicher Eleganz mit den Anforderungen an eine moderne Tagungsstätte verbunden werden.

Im Februar 2011 eröffnet die seit über zwei Jahrzehnten in der Bildungsarbeit tätige Kommunal-Akademie Rheinland-Pfalz als Fortbildungseinrichtung der Kommunen in Rheinland-Pfalz ihr neues Seminargebäude und erreicht seither Jahr für Jahr rund 11.000 Kursteilnehmer. Da ist sie: Die von Boppards Bevölkerung lange ersehnte "Erfolgsgeschichte"!
Auf der im Stiftungseigentum Hospital zum Heiligen Geist verbleibenden Grundstücksfläche lässt sich nach vorherigem Abriss von unverwertbarem Aufwand die Ursprungsidee der Errichtung eines Senioren-Wohnstiftes in Form eines Neubaus verwirklichen.
Im März 2010 beginnen die umfangreichen Bauarbeiten und bereits im Mai 2011 erfolgt die offizielle Einweihung des neuen in sog. Passivhausbauweise errichteten Wohnstiftes zum Heiligen Geist Belgrano (Seniorenheim). Es wird vom Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein betrieben und bietet 100 vollstationäre Pflegeplätze mit ganzheitlicher Betreuung.
Manuel Belgrano, Namensgeber der Villa Belgrano

© Rafael del Villar (1873 - 1952)
Gemälde von Manuel Belgrano mit der Flagge Argentiniens von Rafael del Villar (1910)
Manuel Belgrano, geboren am 3. Juni 1770 in Buenos Aires, kehrt nach Abschluss seines Jura-Studiums im Jahre 1794 zurück in seine Heimatstadt, wo er eine Anstellung als Sekretär des königlichen Konsulats in der argentinischen Hauptstadt findet.
Nach seiner Teilnahme an der argentinischen Mai-Revolution im Jahr 1810 wird er neuer Regierungssprecher und ist als Anwalt und Politiker aktiv. Um die Truppen der argentinischen Unabhängigkeitsbewegung zu kennzeichnen, entwirft er eine weiß-hellblaue Flagge, die spätere Nationalflagge Argentiniens. Als verantwortlicher General der Nordarmee festigt er seinen Ruf als Freiheitskämpfer.
Manuel Belgrano verstirbt am 20. Juni 1820 in Buenos Aires. Sein Todestag ist heute in Argentinien ein gesetzlicher Feiertag, der Dia de la Bandera (Tag der Argentinischen Flagge). Ein Vorort von Buenos Aires ist nach Manuel Belgrano benannt.
Weitere Artikeln:
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Die Geschichte der Villa Belgrano
VVV-Journal Nr. 154 - Heinrich Weltmann: Leben in Villa Belgrano