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Die Geschichte der Villa Belgrano

Die Geschichte der Villa Belgrano

Zeichnung der Villa Belgrano
Zeichnung der Villa Belgrano aus dem Jahr 1891.


Franz Bernhard Mallmann, Erbauer der Villa Belgrao, wurde 1846 in Boppard geboren. Er besuchte das Gymnasium in Sinzig, später absolvierte er eine Lehre im Bankhaus Seligmann in Köln. Im Rahmen seiner beruflichen Entwicklung ging er als Volontär ins Bankhaus „Comptoir d’Alsace“ nach Paris. Anfang 1867 wurde er mit der Aufgabe betraut, für das Pariser Geschäftshaus des Familienbetriebes Mallmann & Co. das Büro in Buenos Aires zu übernehmen. Nachdem sein Onkel Fritz die Firma verlassen hatte, wurde Franz im Jahre 1872 der alleinige Leiter der argentinischen Niederlassung.
Seine Treue zur Heimat war Franz geblieben. Ebenso liebte er den Rhein: Dort wollte er seiner Frau eine Sommervilla schenken, da das Klima in Argentinien zu dieser Jahreszeit der Familie nicht zuträglich war. So beauftragte er seinen Schwager Augustus Heins, eine Villa zu bauen. Der Architekt und Baumeister, der in Berlin ausgebildet worden war und aus Liebe zu Anna Mallmann, einer jüngeren Schwester von Franz, nach Boppard gekommen war, plante und begleitete den Bau der Villa Belgrano. Der Einfallsreichtum und das Gefühl für den damaligen Stil haben Heins über seine Zeit hinaus bekannt gemacht. Die größte Herausforderung für ihn war zweifelsohne die Errichtung der „Villa Belgrano“ zu einem zweigeschossigen herrschaftlichen Gebäude aus gelben Ziegelblendern und rotem Sandstein in den Formen der spät-historischen Neorenaissance.
Einen historischen Beleg für das Datum des Richtfestes der Villa im Oktober 1891 – und somit das 130-jährige Jubiläum im Jahr 2021 – lieferte der archivierte, regelmäßige Schriftverkehr der Familie Mallmann.
Die „Villa Belgrano“ verdankt ihren Namen dem Umstand, dass die Familie Mallmann in dem Vorort von Buenos Aires, Belgrano, wohnte, der nach dem Helden der argentinischen Freiheitskriege Manuel Belgrano benannt wurde.
Nur wenige Sommer verbrachte die Familie in der Villa am Rhein. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse musste Franz Mallmann 1898 die Liquidation der Fa. Mallmann & Co. abwickeln. In diesem Zusammenhang wurde auch die „Villa Belgrano" mit dem gesamten Mobiliar am 18. Mai 1898 für 140.000,00 Goldmark versteigert.
Mehrmals wechselten seitdem die Besitzer. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Villa Sitz der französischen Kommandantur im Mittelrheintal. In den 1960ern hatte der Bopparder Unternehmer und Erfinder Willi Maurer von „Rei in der Tube" auf dem Grundstück seine Betriebsstätte und nutzte die Villa als Wohn- und Bürohaus.
Anschließend wurde in der Villa Belgrano eine Kurklinik betrieben. In den 1990er Jahren übernahm die Stiftung „Hospital zum Heiligen Geist Boppard" den Gebäudekomplex. Seit dem Jahr 2009 ist der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz Eigentümer der inzwischen unter Denkmalschutz gestellten Villa Belgrano, die bis zum Jahr 2011 mithilfe von Bundesmitteln aus dem Konjunkturpaket II umfangreich saniert und erfolgreich zu einem Seminarhaus umgestaltet wurde.
Wir bedanken uns bei Frau Gabriele Schmidt-Emmel, einer in Boppard lebenden Verwandten von Franz-Mallmann, für ihre umfangreiche Recherche der Familienchronik und für die Überlassung des Bildmaterials rund um die Villa Belgrano.

Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz, September 2016


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